Georgijs Osokins – „For Arvo“

Wir haben den lettischen Pianisten in Berlin zum Gespräch getroffen. Anlässlich des 90. Geburtstags von Arvo Pärt lädt er zu besonderen Konzertabenden mit Solo-Klavierwerken des estnischen Komponisten ein: Pärts musikalischer Ausdruck konzentriert sich oft auf nur wenige Töne, die eine enorme Kraft entfalten und in spirituelle Welten entführen. Im Mittelpunkt steht das Klavier – ein Instrument, das sowohl mit archaischen Bässen, als auch mit hohen, glöckchenhellen Tönen im „Tintinnabuli“-Stil den ganzen kompositorischen Kosmos Pärts erlebbar macht.

„For Arvo“ ist nicht nur das Motto der beiden Klavierabende in München und Berlin, es ist auch der Titel des neuen DG-Albums, das den Beginn der exklusiven Zusammenarbeit zwischen Osokins und der Deutschen Grammophon markiert.

Erleben Sie diese außergewöhnliche Hommage an Arvo Pärt live und lassen Sie sich von der meditativen Kraft seiner Musik verzaubern.

Konzert & Album

Wie entstand die Idee, Arvo Pärts 90. Geburtstag mit einem Konzertprogramm zu feiern?

Die Idee entstand fast wie von selbst durch eine glückliche Fügung. Ich verspürte ein starkes Bedürfnis, Arvos Klavierwerke in den Mittelpunkt zu stellen. Sie sind sein kompositorischer Ursprung. Sein 90. Geburtstag bot den perfekten Anlass, seine Musik durch die Perspektive des Klaviers zu beleuchten.

Was können die Zuhörerinnen und Zuhörer in München und Berlin von den Konzerten erwarten?

In beiden Städten gibt es ein vorbereitetes Publikum, besonders in Berlin, wo Arvo Pärt lebte. Aber auch Neulinge werden schnell Zugang zu seiner Musik finden. Sie ist offen, tief berührend und lädt ein, in eine klangliche Welt voller Tiefe einzutauchen.

Was möchten Sie dem Publikum mit auf den Weg geben?

Ich lade Sie herzlich ein, zu diesem besonderen Konzert anlässlich von Arvo Pärts 90. Geburtstag und der Präsentation meines neuen Deutsche Grammophon Albums »For Arvo« zu kommen. Lassen Sie uns diese besondere Musik gemeinsam erleben!

Arvo Pärt & seine Musik

Was fasziniert Sie persönlich an Arvo Pärts Musik?

Seine Musik ist ein Mysterium, gleichzeitig tiefgründig und minimalistisch. Oft genügen zwei Töne, um alles auszudrücken. Sie handelt von Erlösung, seelischer Verbindung und menschlicher Einheit, spirituell und zeitlos.

Haben Sie Arvo Pärt persönlich getroffen?

Ja. Er ist so tiefgründig im Gespräch wie in seiner Musik, warmherzig, weise und spirituell. Ein Satz von ihm begleitet mich bis heute: „Ohne Liebe ist alles tot“. Diese Worte sind zu einem künstlerischen Leitmotiv für mich geworden.

Wie haben Sie die Werke ausgewählt, die Sie für Klavier transkribiert haben?

Die Auswahl geschah intuitiv als Ausdruck meiner Hochachtung. Ich wollte dem Original treu bleiben. Ein über 100 Jahre alter Steinway inspirierte mich dabei und ermöglichte es mir, Arvos musikalische Sprache pianistisch authentisch umzusetzen.

Persönlicher Hintergrund & Inspiration

Was macht Lettlands musikalische und landschaftliche Atmosphäre aus?

Lettland ist reich an Natur mit Wäldern, Flüssen und vier Jahreszeiten. Es ist geprägt von vielfältigen kulturellen Einflüssen. Daraus ergibt sich eine Ästhetik, die geheimnisvoll und gleichzeitig warm ist. Arvos Musik spiegelt diese Stimmung perfekt wider.

Finden Sie im Alltagsleben Inspiration?

Ja, absolut. Auch Chaos und Unscheinbares können inspirierend sein. Schönheit ist subjektiv und oft liegt das Künstlerische in den kleinen, unerwarteten Momenten des Lebens.

Welche Künstler oder Einflüsse außerhalb der klassischen Musik schätzen Sie?

Ich liebe italienisches Kino der 60er und 70er Jahre, Regisseure wie Tarkovsky oder Sorrentino und Maler wie Jean-Baptiste Corot. Auch Persönlichkeiten wie Martha Argerich inspirieren mich zutiefst, nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich.

Künstlerisches Leben & Philosophie

Welche Momente in Ihrer Karriere waren besonders prägend?

Der Chopin-Wettbewerb oder das Konzert mit Gidon Kremer in der Carnegie Hall waren Schlüsselerlebnisse. Doch entscheidend ist die innere Entwicklung, die persönliche Haltung und Reflexion, nicht nur äußere Ereignisse.

Wie fühlen Sie sich kurz vor einem Auftritt?

Eine Mischung aus Nervosität, Vorfreude und Transzendenz. Ich versuche, mein Ego zu vergessen und mich als Kanal für die Musik des Komponisten zu verstehen. Jede Aufführung ist anders. Das macht Live-Musik so einzigartig.

Was ist das Wichtigste im Leben eines professionellen Pianisten?

Inspiration aufrechtzuerhalten und Selbstzweifel zu überwinden. Herausforderungen gehören dazu. Sie machen Entwicklung überhaupt erst möglich. Kunst braucht Tiefe, Aufrichtigkeit und ständige Erneuerung.

Georgijs Osokins: »For Arvo«

Kühlhaus Berlin